Liebe mit zwei Unbekannten. Roman by Antoine Laurain

Liebe mit zwei Unbekannten. Roman by Antoine Laurain

Autor:Antoine Laurain [Laurain, Antoine]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783455170382
Herausgeber: Atlantik
veröffentlicht: 2015-02-17T16:00:00+00:00


Am selben Abend hatte er sie durch eine Scheibe hindurch sehen können. Sie lag mit anderen Patienten in einem Zimmer. Ihr Bettnachbar wurde künstlich beatmet. Laure schien zu schlafen, sie hatte nur eine Infusion im Arm. Am nächsten Tag war er wiedergekommen, und da durfte er sich an ihr Bett setzen. Ihr Gesicht war entspannt, die Lider geschlossen. Sie atmete kaum merklich, gleichmäßig. In dem stillen Zimmer schien schwaches elektrisches Licht. In sechs Betten lagen Frauen und Männer, alle in tiefem Schlaf, jenem Schlaf, den man in Tagen, Wochen oder Jahren zählt – dem Schlaf, in dem das Leben vielleicht verlöschen würde, sodass die Angehörigen mit zwei Rätseln zurückblieben: Hatte der Betreffende vom Augenblick seines Todes Bewusstsein gehabt, oder war er schon seit langem gegangen? Nur das Beatmungsgerät des Nachbarn gab ein stetiges, sanftes Pumpgeräusch von sich, wie eine Maschine mit einem Eigenleben, das nie aufhören würde. Die Menschheit würde vergehen, die Körper würden zu Staub werden, aber diese Pumpe würde ihre immerwährende Bewegung fortsetzen, ihr geschmeidiges Auf und Ab bis in alle Ewigkeit. »Hier ist William«, sagte er schließlich schwach. »Ich bin da. Es heißt immer, Leute, die im Koma liegen, könnten hören, ich weiß nicht, ob das stimmt. Mach dir keine Sorgen, ich kümmere mich um Belphégor. Er bekommt sein Virbac-Katzenfutter mit Ente. Amandine und Pierre haben heute deine Arbeit übernommen, sie werden deine Muttergottes fertig restaurieren.« Er legte eine Hand auf ihre. Sie zeigte keine Reaktion. »Ende der Woche muss ich für drei Tage nach Berlin, wegen der Decke dieses Deutschen, Schmidt oder Schmirt, ich weiß nicht mehr, erinnerst du dich, mit dem vergoldeten Stuck.« Ich habe Angst vor Gewittern. »Für den Kater werde ich eine Lösung finden. Ja, ich finde schon eine Möglichkeit, mach dir keine Sorgen.« Ich habe Angst im Zoo. Ich habe Angst, weil die Tiere in Käfige gesperrt sind. »Du musst aufwachen. Du musst zurückkommen, Laure.« Ich habe Angst auf Schiffen. »Das alles wegen einer Tasche. Ich hatte dir ja gesagt, dass du diese Tasche nicht kaufen sollst, sie war zu schön.«

Ich habe Angst, wenn ich nicht verstehe. Ich verstehe nicht, warum ich hier bin.

Ich habe Angst, wenn ich nicht weiß, wo ich bin, und ich weiß nicht, wo ich bin. Ich weiß nicht, »wann« ich bin.

Ich habe Angst, wenn William mit mir spricht und ich ihm nicht antworten kann.



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